Investmentfonds: Volatilität und erwartete Rendite


Aufgrund der aktuellen geopolitischen Situation und des globalen Anstiegs der Inflation weisen die Aktienmärkte in diesem Jahr sehr hohe Volatilitäten auf. Der VDAX-New-Index bewegt sich dementsprechend auf dem höchsten Stand seit der zweiten Corona-Welle im Oktober 2020. Doch was bedeutet überhaupt „Volatilität“ und welchen Zusammenhang besteht zu den Aktienrenditen? Die Volatilität ist im Allgemeinen der Fachbegriff für die Schwankungsintensität der Renditen, die bei einzelnen Aktien oder Aktienindizes zu beobachten sind. Meist werden die Volatilitäten auf Tagesbasis berechnet, d.h. die täglichen Renditen (prozentuale Kursänderungen) sind die Grundlage zur Messung der Volatilität. In einem festgelegten Zeitraum wird die Standardabweichung der täglichen Renditen errechnet. Diese historische Volatilität dient als Messgröße für das Risiko einer Aktie. Wenn Investmentfonds eine hohe Gewichtung von Aktien im Portfolio haben, die in der jüngeren Vergangenheit starke Kurssprünge erlebten, werden diese Fonds automatisch aufgrund der historischen Volatilität in eine hohe Risikoklasse für die Investoren eingestuft. Neben der historischen Volatilität wird an der Börse noch die implizite Volatilität über die aktuellen Optionspreise für Aktienindizes berechnet und in einem Volatilitätsindex abgebildet, wie z.B. der VDAX-New für den DAX. Die implizite Volatilität wird oftmals in den Medien als „Angstbarometer“ bezeichnet, denn es gilt: Je höher der Volatilitätsindex, desto deutlicher liegen die Erwartungen der Marktteilnehmer bzgl. der zukünftigen Kursentwicklung des Index in den kommenden 30 Tagen auseinander. Daher sprang der VDAX-New in der Vergangenheit immer dann plötzlich in die Höhe, sobald ein überraschendes Ereignis eintrat, wie z.B. der Brexit, die Corona-Pandemie oder der Ukraine-Krieg.

Eine hohe Volatilität ist jedoch nicht nur negativ zu sehen, sondern erhöht auch automatisch die erwartete Rendite einer Aktie, eines Aktienindex oder -fonds. Denn der Erwartungswert für die Aktienrendite im kommenden Jahr ist der Mittelwert aller Renditen vergangener Jahre. Dazu folgendes Beispiel:

Der „Aktienfonds Welt“ hat eine um 1,5 % höher erwartete Rendite für 2021 (arithmetische Rendite) als der Fonds „Immobilienfonds Welt“, obwohl die durchschnittliche Verzinsung pro Jahr (geometrische Rendite) im Zeitraum von Anfang 2013 bis Ende 2020 nur um 0,6 % besser war. Die Ursache für die Abweichung der arithmetischen Rendite von der realen Kursperformance über mehrere Jahre liegt in der Gleichgewichtung von prozentualen Gewinnen und Verlusten. Dabei fallen Verluste immer stärker ins Gewicht als Gewinne. Als Beispiel: Bei einem Ausgangskurs von 100 € des Fonds „Aktienfonds Welt“ Anfang 2018 sinkt der Wert bis Ende des Jahres auf 80,2 € und danach steigt er in 2019 um 15,08 € auf 95,28 €. Der Kurs fällt in 2 Jahren also um 4,72 %, dies entspricht einer Rendite von ca. -2,4 % pro Jahr. Die arithmetische Rendite betrachtet jedoch nur die isolierten Jahresrenditen von -19,8 % in 2018 und 18,8 % in 2019 und kommt daher im Schnitt auf -0,5 % pro Jahr. Als Fazit lässt sich festhalten, dass Aktienfonds aufgrund ihrer höheren Volatilität immer eine höhere Renditeerwartung haben als breit gestreute Immobilienfonds, die Jahr für Jahr konstante Rendite erwirtschaften. Ein Rückschluss auf eine bessere Kursperformance der Aktienfonds ggü. Immobilienfonds in den letzten Jahren lässt sich daraus aber nicht automatisch ableiten. Das beste Rendite-Risiko-Verhältnis bietet immer noch eine Streuung aus mehreren Fonds unterschiedlicher Assetklassen, da aufgrund der geringen Korrelation ein guter Portfolioeffekt zum Tragen kommt.

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